„Sagte mal ein Dichter" | Holger Biege von Wolfgang Martin
Das Festival Literatur: BERLIN hatte vom 22. März bis 6. April auch 2019 wieder Autor*innen aus dem In- und Ausland dazu eingeladen, gemeinsam mit ihren Verlagen ihre aktuellen Neuerscheinungen vorzustellen. So u. a. auch Autor Wolfgang Martin am 1. April ins Kesselhaus der Kulturbrauerei. Musikalisch endete die abendliche Lesung mit Thomas Putensen, der eigens für Holger Biege ein Lied schrieb: "So oder so". Mehr zur Veranstaltung ist nachzulesen in einem sehr ausführlichen Foto-Bericht von Dajana Gehn auf der Website des Vereins „Deutsche Mugge“.
Das von Rundfunkmann Wolfgang Martin über seinen Freund Holger Biege sehr empathisch geschriebene Buch ist gleichermaßen auch ein wichtiges Kapitel deutscher Zeitgeschichte. Denn in gleich mehreren Aussagen finden sich mutmaßlich viele der Ostdeutschen wieder. Und dabei nicht nur jene, die den Ausnahmekünstler, Sänger und Komponisten, der in keine musikalische Schublade jemals passte, bei Konzerten live erlebten oder einfach nur im Radio hörten. Möglicherweise von nun auch wieder öfter auf diversen Medien oder bei Spotify.
Der hochsensible Musiker, der Zensur und die Enge der DDR nicht mehr ertrug, kam nach einem Konzert im Westen nicht mehr zurück. Und so wurde ab 1983 Hamburg für Jahre das neue Zuhause. Aber auch dort erlebte er wieder Enttäuschungen, die ihn nun vor dem kompromisslosen Kommerz des Musikmarktes resignieren ließen.
Aber nach dem Mauerfall gab es ein unerwartetes, fast triumphales Wiedersehen mit seinen Fans im Osten. Damit verbunden war Ende 1990/Anfang 1991 auch der Umzug von Hamburg zurück nach Berlin mit der Suche nach einer Wohnung. Da aber in den unbeschreiblichen Wirren dieser Zeit eine solche nicht sofort zu finden war, überließ ihm zunächst der große Bruder, der Sänger Gerd Christian, seinen Bungalow in einer Gartenanlage. Glücklicherweise nicht weit entfernt von der kleinen Wohnung einer Musikredakteurin, die dort ein altes Klavier zu stehen hatte. Unvergessen bleibt ihr bis heute Holger Bieges überaus leidenschaftliches Spiel am Klavier in einem heimischen Wohnzimmer in Karlshorst. Ein Klick in eine seiner "Improvisationen" bei Spotify zeugen unüberhörbar von seinem musikalischen Feuer.
Als Holger Biege 2012 ein drittes Mal durchstarten wollte, ereilte ihn ein schwerer Schicksalsschlag, von dem es ihm nicht mehr vergönnt war sich zu erholen. Denn am 25. April 2018 starb er viel zu früh mit nur 65 Jahren. Umso berührender die Tatsache, dass seit seinem ersten Todestag 2019 eine Gedenktafel in seiner Geburtsstadt Greifswald noch lang an ihn erinnern wird.
An dieser Stelle zwei neugierig machende Auszüge aus dem Buch, die freundlicherweise der Verlag seinen cre-aktiv-Leser*innen als Leseprobe vorab zur Verfügung stellt: Teil 1 | Teil 2 || Zum Verlag "Bild und Heimat" ||| Liederbuch Holger Biege
Im Juni 2020 interviewte Erich Wartusch den Buchautor Wolfgang Martin auf digiandi.de
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